Gastgeber*innen haben eine Schlüsselrolle im Marktschwärmer-Netzwerk. Sie sind für das Angebot in den Schwärmereien verantwortlich, nehmen während der Verteilungen eine Schnittstellenfunktion zwischen Mitgliedern, Erzeuger*innen und dem Standort wahr. Sie sind das Gesicht ihrer Schwärmereien und maßgeblich für ihren wirtschaftlichen Erfolg. Da diese Rolle so essentiell ist, führt das Marktschwärmer-Team mit jedem Interessierten ein persönliches Gespräch, bevor diese mit dem Aufbau ihrer Schwärmerei starten können. In diesem Artikel erfährst Du auf was wir bei den Erstgesprächen besonders wert legen.
Das Erstgespräch
Ziel dieser Erstgespräche ist es die Interessierten über die Anforderungen an Gastgeber*innen, die Rahmenbedingungen in der jeweiligen Region und den Stellenwert unserer Werte und Spielregeln zu informieren. In den Telefonaten geht es für das Marktschwärmer-Team allerdings auch darum, ein Gespür dafür zu bekommen, ob die Interessierten sich für die Gastgeber*innen-Rolle eignen und zuverlässige Partner*innen für Erzeuger*innen und das Marktschwärmer-Team sein können.
Das Marktschwärmer Netzwerk lebt von den vielen verschiedenen Hintergründen, Erfahrungen und Menschen, die unsere Gastgeber*innen sind. Bei den Entscheidungen versuchen wir immer so früh wie möglich das Netzwerk mit einzubeziehen, allen Interessierten gegenüber offen zu sein und die in diesem Artikel beschriebenen Faktoren zu berücksichtigen. Wichtig: Letztendlich bleibt es immer eine Entscheidung des Marktschwärmer-Teams in Berlin, ob eine neue Schwärmerei am angefragten Standort entstehen kann.
Grundvoraussetzungen
Neben dem persönlichen Hintergrund unserer Gastgeber*innen, der für uns vor allem wichtig ist, um herauszufinden, ob wir darauf vertrauen können, dass jemand die Werte und Prinzipien des Marktschwärmer-Netzwerkes nach außen vertritt gibt es auch einige unumgängliche Voraussetzungen, bevor wir jemanden als neue*n Gastgeber*in im Netzwerk begrüßen können. Ohne diese Grundvoraussetzungen kann keine Schwärmerei eröffnen.
Zeit und langfristiges Engagement
Wie viel Zeit bringst Du mit? Eine Marktschwärmerei aufzubauen und später weiterzuführen ist eine Aufgabe, die jede Woche Deine Aufmerksamkeit fordert. In der Regel benötigen Gastgeber*innen während dem Aufbau ihrer Schwärmerei ca. 10 bis 12 Stunden pro Woche. Später, wenn Deine Schwärmerei eröffnet hat, kannst Du je nach Saison mit ca. 8 bis 10 Stunden pro Woche rechnen. Außerdem sind Schwärmereien langfristige Projekte, um Erzeuger*innen die Sicherheit eines stabilen, planbaren Absatzkanals in Aussicht zu stellen und den Mitgliedern der Schwärmerei einen verlässlichen Zugang zu frischen Lebensmitteln zu gewährleisten.
Weißt Du bereits jetzt, dass Du wöchentlich nicht die oben beschriebene Zeit Verfügung hast bzw. Du innerhalb des nächsten Jahres umziehen oder andere Projekte angehen möchtest? Dann hole Dir entweder von Beginn an eine Partner*in für die Gastgeber*innenrolle mit ins Boot holen oder melde Dich zu einem späteren Zeitpunkt wieder, wenn es besser passt.
Gewerbeanmeldung
Als Gastgeber*in bist Du selbstständig und musst Deine Tätigkeit gewerblich anmelden. Die meisten Gastgeber*innen haben die Rechtsform eine*r Einzelunternehmer*in. Falls Du bereits selbstständig bist, kannst Du ggf. Deine Gewerbetätigkeit erweitern. Wenn Du aus persönlichen Gründen kein Gewerbe anmelden kannst, dann ist eine Tätigkeit als Gastgeber*in leider ausgeschlossen. Wenn Du dazu Fragen hast, raten wir Dir Dich selbst zu dem Thema zu informieren; erste Quellen sind etwa die folgenden beiden Webseiten:
Grundsortiment
Ein vollständiges Produktsortiment ist der Grundstein für den Erfolg Deiner Schwärmerei. Je interessanter und abwechslungsreicher das Angebot insgesamt ist, desto interessanter ist es für die Mitglieder und umso regelmäßiger kaufen diese ein. In allen Schwärmereien findest Du deshalb wöchentlich mindestens das so genannte “Grundsortiment”, welches aus Gemüse, Obst, frischem Fleisch, Molkereiprodukten wie Milch, Käse oder Joghurt und Eiern besteht; auch Backwaren sind essentiell. Wir möchten alle Menschen auf den Weg zu einer nachhaltigeren Ernährung abholen und mitnehmen – daher gibt es auch keine veganen oder vegetarischen Schwärmereien, da diese Konzepte einen großen Bevölkerungsanteil ausschließen würden (und Versuche in der Vergangenheit in diese Richtung auch ausnahmslos scheiterten).
Als bewährte Faustregel gilt: Menschen versuchen ihren Wocheneinkauf an einem Ort zu erledigen. Wer also nach einer Schwärmerei-Verteilung seinen Bedarf an wichtigen Grundnahrungsmitteln für die Woche woanders vervollständigen muss, wird schnell dazu übergehen auch den restlichen Einkauf dort zu erledigen.
Anwesenheit der Erzeuger*innen
Ein Hauptbestandteil des Marktschwärmer-Konzeptes ist der direkte Kontakt zwischen Erzeuger*innen und Mitgliedern. Im Gegensatz zu Aboboxen und Lieferdiensten sollen Kund*innen bei Marktschwärmer die Möglichkeit haben, ihre Erzeuger*innen persönlich kennenzulernen und so mehr über die Betriebe, die Produktionsmethoden und Besonderheiten der Produkte zu erfahren. Außerdem sind direktvermarktende Erzeuger*innen auch für die korrekte Übergabe ihrer Produkte verantwortlich. Deshalb ist es wichtig, dass die Übergabe der Produkte nur durch die Erzeuger*innen selbst oder von ihnen fachlich geschulten Helfer*innen getätigt, um eine ordnungsgemäße Handhabung der Produkte zu gewährleisten.
Für Gastgeber*innen ist es deshalb wichtig, dass sie sich bereits bei der Standortsuche bewusst sind, dass der Standort genügend Platz für ihre Erzeuger*innen bietet. Außerdem müssen Gastgeber*innen auch bei der Erzeuger*innen-Suche besonders auf diesen Aspekt der Marktschwärmer Spielregeln achten. Deshalb legen wir wert darauf, dass uns jede*r neue Gastgeber*in bis zur Eröffnung erläutern kann wie das Prinzip der Erzeuger*innen-Anwesenheit bei den Verteilungen umgesetzt wird.
Standort
Der richtige Standort ist einer der wichtigsten Faktoren für den Erfolg einer Schwärmerei. Deshalb sprechen wir direkt im ersten Gespräch mit neuen Gastgeber*innen darüber, wo genau sie ihre Schwärmerei eröffnen wollen und ob sie schon einen Standort im Kopf haben. Bevor wir einen Standort freigeben prüfen wir die folgenden Kriterien:
- Größe: Ein Standort sollte über min. 50 qm überdachte Fläche und im Idealfall auch noch einen attraktiven Außenbereich für die warmen Monate verfügen.
- Lage & Parkplätze: Der ideale Standort ist gut erreichbar für Kund*innen und Erzeuger*innen. Gute Lagen sind deshalb zentral, entweder dort wo viele Menschen arbeiten oder in der Nähe von Wohngebieten. Die meisten Mitglieder in großen Städten kommen aus dem Umkreis von bis zu 1,5 km einer Schwärmerei mit sinkender Einwohnerdichte steigt der Radius und auch die Bereitschaft der Mitglieder für längere Anfahrten mit Rad oder Auto. Für Erzeuger*innen ist es zudem wichtig, dass die Anfahrt gewährleistet werden kann zum Ent- und Beladen ihrer Fahrzeuge und dass es Parkmöglichkeiten für die Zeit der Verteilung gibt.
- Abstand zu anderen Schwärmereien: Für das Marktschwärmer-Netzwerk ist es wichtig, dass Schwärmereien wirtschaftlich profitabel für ihre Erzeuger*innen sind. Deshalb prüfen wir vor jeder Standortfreigabe, ob sich in der Nähe bereits eine andere Schwärmerei befindet oder gerade aufgebaut wird. Als Faustregel gilt dabei: Eine erfolgreiche Schwärmerei benötigt ein Einzugsgebiet von ca. 10.000 Menschen. Befindet sich eine Schwärmerei innerhalb einer Stadt näher als 2,5 km und im ländlichen Raum näher als 10 km schauen wir genauer hin. Wir prüfen dann, ob es natürliche Barrieren wie zum Beispiel Flüsse, Gleise, Autobahnen, Berge oder Hauptstraßen gibt, die die Schwärmereien klar voneinander trennen. Wichtiger sind aber auch soziale Barrieren als Faktor für oder gegen eine Standortfreigabe. Beispiele für Fragen:
- Handelt es sich um eine andere Gemeinde, einen anderen Kiez?
- Oder gibt es eine Schule, Parks, eine Autobahn o.ä., die die Einflussgebiet der beiden Schwärmereien und ihre Mitglieder klar voneinander trennen würden?
- Hat die Gegend eine hohe Einwohnerdichte?
- Gibt es Märkte, Bioläden oder andere Bezugsquellen für nachhaltig produzierte Lebensmittel
Wir vom Marktschwärmer-Team können nicht immer auf den ersten Blick entscheiden, ob ein Standort geeignet ist. Deshalb sprechen wir nicht nur mit den neuen Gastgeber*innen über die Standorte, sondern befragen zum Beispiel auch unsere Regionalen Botschafter*innen oder erfahrene Gastgeber*innen in der Nähe. In vielen Fällen können Schwärmereien auch mit sehr geringem Abstand nebeneinander erfolgreich sein, weshalb wir im Zweifel immer den Weg gehen, potentielle und etablierte Gastgeber*innen miteinander bekannt zu machen und zur Zusammenarbeit anzuregen.
Persönlicher Hintergrund
Uns interessiert wer Du bist und was Du tust. Erzähl uns was von Dir!
Motivation & Erfahrung
Welches Ziel verfolgst Du mit der Rolle als Gastgeber*in und Deiner Schwärmerei? Das Marktschwärmer-Netzwerk ist ein offenes und inklusives Netzwerk und lebt deshalb von den verschiedenen Hintergründen, Persönlichkeiten und Motivationen unserer Gastgeber*innen. Damit wir unsere neuen Gastgeber*innen gut kennenlernen und später bei der Entwicklung der Schwärmerei unterstützen können, interessiert es uns natürlich trotzdem sehr zu erfahren, warum Du eine Schwärmerei aufbauen möchtest und welche Erfahrungen Du bereits mitbringst. Beispiele für relevante Fragen:
- Hast Du Lust und Motivation etwas Neues zu machen und den richtigen Biss Dich in Deine neue Aufgabe reinzufuchsen?
- Siehst Du es als Projekt zum Nebenverdienst an oder möchtest Du einfach Deinem Wohnort etwas gutes Tun und Deiner Nachbarschaft den Zugang zu regionalen Lebensmitteln erleichtern? Oder beides?
- Suchst Du in erster Linie einen Weg Deine eigenen Produkte zu verkaufen und möchtest noch andere Erzeuger*innen aus der Region hinzuholen?
- Welche Fähigkeiten oder Erfahrungen bringst Du aus Deinem Beruf, Deiner akademischen Laufbahn oder privat mit, die Dir bei Deiner Gastgeber*innen-Rolle von Vorteil sein können?
- Bist Du gut vernetzt in Deiner Region, um leicht an Kontakte für Erzeuger*innen oder Mitglieder für den Schwarm zu kommen?
Die Motivationen und Hintergründe unserer Gastgeber*innen sind so vielfältig wie sie selbst und wir sind gespannt Deine zu hören!
Kommunikation & Organisation
Die Aufgaben unserer Gastgeber*innen sind vielfältig und eines haben fast alle von ihnen gemeinsam: Du musst jede Menge kommunizieren. Egal ob es darum geht die Erzeuger*innen für Deine Schwärmerei zu akquirieren und sie vom Marktschwärmer-Konzept zu begeistern, ob Du regelmäßig mit Presse, Rundfunk und Fernsehen sprichst, um neue Mitglieder für deine Schwärmerei zu finden oder ob du später Ansprechpartner*in für Deine Mitglieder während den Verteilungen bist: Spaß an der Kommunikation sollten alle unsere Gastgeber*innen haben. Beispiele für relevante Fragen:
- Bist Du in der Lage mit Erzeuger*innen auf Augenhöhe zu kommunizieren und scheust Dich nicht davor regelmäßig mit diesen im Austausch zu sein und Treffen mit Erzeuger*innen zu organisieren?
- Hast Du eine positive Art zu kommunizieren und kannst das Marktschwärmer-Konzept überzeugend vorstellen?
- Bist Du organisiert und schaffst es, Deine Schwärmerei eigenverantwortlich zu organisieren als Gastgeber*in den Überblick behalten, auch in Situationen, wenn es mal brenzlig wird?
- Hast Du ein Händchen für Zahlen und den richtigen Riecher was mögliche Mitglieder in Deiner Nachbarschaft in einer Schwärmerei wollen?
Du möchtest Dich gerne als Gastgeber*in bei uns bewerben? Dann registriere Dich jetzt hier und fülle den Gastgeber*innen-Fragebogen aus. Wir freuen uns auf Dich!